Das Auftreten von Übergewicht hat sich seit 1975 beinahe verdreifacht. 2016 waren 1,9 Milliarden Menschen, das sind 39% der Weltbevölkerung, übergewichtig. Davon waren 650 Millionen Menschen, also 13% der Weltbevölkerung, sogar adipös (1).

Doch nicht nur Erwachsene leiden unter den Folgen des Übergewichts, sondern auch Kinder sind stärker betroffen denn je. Im Jahr 1975 waren lediglich 4% der 5-19-Jährigen weltweit übergewichtig. Im Jahr 2016 waren ganze 18% übergewichtig, was einem mehr als vierfachen Anstieg entspricht (2).

Wenn dieser Trend weiterhin so rasant ansteigt wie bisher, haben Kinder heute eine geringere Lebenserwartung als deren Eltern, unser Gesundheitssystem wird immer mehr belastet und noch mehr Menschen werden an verhinderbaren Erkrankungen versterben, als es momentan bereits der Fall ist. Um hier eine Kehrtwende zu erreichen, muss in die Prävention von Übergewicht investiert werden. So verschlingt die Behandlung von Übergewicht und assoziierten Begleiterkrankungen enorme Geldmengen und Ressourcen unseres Gesundheitssystems. 1 Dollar Investment in die Prävention von diesen Erkrankungen spart dem Gesundheitssystem auf lange Sicht ganze 6 Dollar und ganz nebenbei erleiden weit weniger Menschen Krankheiten, die vermeidbar sind (2).

 

Sekundärerkrankungen

Übergewicht wird in der breiten Bevölkerung häufig als ästhetisches Problem angesehen. Tatsächlich gibt es aber mehr als 200 bekannte Komplikationen von Übergewicht und Adipositas, da es sich auf prinzipiell jedes Organsystem auswirken kann (3). Diese massiven gesundheitlichen Nachteile sind wenigen Menschen tatsächlich bewusst. Ab einem BMI von 25 bei Erwachsenen spricht man bereits von einem Übergewicht. Überschreitet er den Wert 30, so liegt eine Fettleibigkeit (Adipositas) vor, die sich wiederum – je nach Ausprägung - in 3 Schweregrade unterteilen lässt:

BMI [in kg/m2]

Klassifizierung

Bis 18,5

Untergewicht

18,5 - 25

Normalgewicht

25 - 30

Übergewicht

30 - 35

Adipositas Grad I

35 – 40

Adipositas Grad II

Ab 40 

Adipositas Grad II [Adipositas permagna]

 

 

 

 

 

 

 

Es gilt hierbei zu beachten, dass das Risiko für solche Begleiterkrankungen auch schon bei leicht erhöhten Werten des Body-Mass-Index direkt ansteigt (4). Der BMI ist aber auch abhängig von Geschlecht und Alter.Betrachten wir nun die unterschiedliche Verteilung des Körperfetts bei den Geschlechtern: Während Frauen eher zu einer Birnenform tendieren – d.h. das Fett setzt sich hier v.a. an den Oberschenkeln und Hüften an – neigen Männer eher zu einer Apfelform. [Abb.1]

Blog-1   [Abb.1]

Dieses sog. „viszerale Fett“, was sich im Bauchbereich v.a. der Männer ablagert, kann den Hormonhaushalt verändern und diverse Folgeerkrankungen verursachen (5). Von daher ist es auch immer wichtig bei der Einschätzung des individuellen Risikos einer Person neben dem BMI den Taillenumfang zu berücksichtigen. 

 

Welche konkreten Folgeerkrankungen können aber nun von einem erhöhten Körpergewicht verursacht werden? 

Es ist leicht nachvollziehbar, dass die Knochen und Gelenke einer 140 kg schweren Person mehr beansprucht werden als bei einer Person, die 60 kg weniger wiegt. Daher finden sich hier häufiger Probleme mit der Wirbelsäule sowie frühzeitiger Gelenkverschleiß (Arthrose) und daher auch Schmerzen im Bereich des Stütz- und Bewegungsapparats (5).

Einige besonders prominente Folgeerkrankungen lassen sich unter dem Begriff des „Metabolischen Syndroms“ zusammenfassen. Hierunter versteht man ein Krankheitsbild, dass sich aus den folgenden Komponenten zusammensetzt: Fettleibigkeit, Diabetes Mellitus Typ II, Bluthochdruck, Erhöhung der schlechten Blutfette (sog. Hyperlipidämie) und niedriges gutes Cholesterin (HDL-Cholesterin). 

Ein Diabetes entsteht dabei durch ein Überangebot an Glukose – also Zucker. Ist der Blutzuckerspiegel dauerhaft erhöht, verliert Insulin nach und nach seine Wirksamkeit. Insulin bewirkt normalerweise, dass Glukose aus dem Blut in die Zellen aufgenommen wird, wodurch der Blutzuckerspiegel sinkt. Fehlt dieser Mechanismus, resultiert eine Insulinresistenz, somit auch ein dauerhaft erhöhter Blutzuckerspiegel und damit ein Diabetes Mellitus. 

Eine Störung des Fettstoffwechsels entsteht auf ähnlichem Weg. Nur ist hierfür ein Überangebot an Nahrungsfetten ursächlich. Diese Fette werden normalerweise über spezielle Zellen – sog. Makrophagen – weiterverarbeitet und danach in Energie umgewandelt. Ist die Zufuhr an Nahrungsfetten konstant erhöht, überfordert das die Makrophagen, die Fette werden nicht umgewandelt und verbleiben im Blut. Das Ergebnis sind erhöhte Cholesterin-Werte. Das „gute“ Cholesterin (HDL-Cholesterin) jedoch - was von uns selbst in der Leber und im Dünndarm produziert wird – ist bei diesem Syndrom erniedrigt.

Die Kombination aus Diabetes Mellitus und Fettstoffwechselstörung kann auf lange Sicht das Herz-Kreislauf-System belasten und die Blutgefäße schädigen. Erhöhte Blutfette führen häufig zu einer Ablagerung dieser an den Gefäßwänden und somit zu Gefäßverengungen. Unmittelbare Folge dessen sind Bluthochdruck sowie ein stark erhöhtes Risiko für Schlaganfälle, Herzinfarkte und andere Herzkreislauferkrankungen.

Übergewicht und Fettleibigkeit kann sich weiterhin auch negativ auf das Nervensystem auswirken. Nachdem es einen Einfluss auf die kognitiven Fähigkeiten der Betroffenen hat, wird es Studien zufolge ebenfalls mit der Entstehung einer Alzheimer-Erkrankung im Alter in Zusammenhang gebracht. 

Im Bereich des Magen-Darm-Trakts kann es weiterhin zu Sodbrennen, Gallensteinen, einer Fettleber oder auch Gicht kommen. Durch Veränderungen des Hormonhaushalts besteht bei Frauen die Möglichkeit eine Unfruchtbarkeit zu entwickeln und Männer eine Potenzstörung. Krebserkrankungen wie Darmkrebs, Prostatakrebs oder auch Brust- oder Gebärmutterhalskrebs sind direkte Folgen eines erhöhten Körperfettanteils. Eine Schlafapnoe, sprich der Atemstillstand während des Schlafens, ist ebenfalls eine Komplikation von Übergewicht (8). Das sind nur einige Beispiele.

Ein letzter wichtiger Punkt bei Übergewicht ist die Stigmatisierung. Laut einer Umfrage gibt jeder Fünfte Übergewichtige an, das wenigstens einmal im Alltag erlebt zu haben. Bei adipösen Personen war es sogar jeder Dritte. Auf das Gewicht reduziert zu werden und Vorurteile zu erfahren, führt häufig zu bedeutenden physiologischen und psychologischen Problemen. Depressionen, Minderwertigkeitsgefühle, Essstörungen können die Folge sein. Besonders bei Kindern ist das ein sehr sensibles Thema. Studien zeigten, dass adipöse Kinder 63% öfter gehänselt werden. Solche Stigmatisierung können von unterschiedlichen Personen ausgehen: Lehrer*innen, Kolleg*innen, Vorgesetzte, Medien etc. Es ist also wichtig den Menschen, die mit Übergewicht zu tun haben, Möglichkeiten aufzuzeigen und Alternativen anzubieten sowie ihr Umfeld für dieses Thema zu sensibilisieren. 

Es ist einfacher, Übergewicht und Adipositas im Kindesalter zu behandeln als im Erwachsenenalter. Denn eine Nahrungsumstellung, mehr Bewegung und die daraus resultierende Gewichtsreduktion sind unumgänglich, wenn man davon betroffen ist. Kindern neue Verhaltensweisen beizubringen, erweist sich als weitaus einfacher und nachhaltiger als die Angewohnheiten von Erwachsenen zu ändern. Ein frühes Eingreifen, so wie wir es bei EDDY praktizieren, ist hier also maßgeblich, um die Sekundärerkrankungen zu umgehen.  

 

 Quellen:

  1. https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/obesity-and-overweight
  2. OECD. The Heavy Burden of Obesity: The Economics of Prevention. OECD Publishing (2019). Available at: https://doi.org/10.1787/67450d67-en.
  3. https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/114320/EU-Projekt-sagt-Uebergewicht-und-Begleiterkrankungen-den-Kampf-an -> „SOPHIA“
  4. https://www.adipositas.org/folgeerkrankungen-von-adipositas/
  5. https://adipositas-kliniken.com/begleiterkrankungen-2/
  6. Abb.1: https://www.pro-activ.com/de-at/leben-im-gleichgewicht/gesunde-ernahrung/ran-an-den-winterspeck
  7. https://adipositas-gesellschaft.de/aga/bmi4kids/
  8. https://adipositas-muenchen.de/adipositas/begleiterkrankungen?cn-reloaded=1

 

 

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